Über den Beruf

Sozialforscher und Sozialexperten wünschen sich eine Hilfe für ambulante Pflegedienste: die Seniorenassistenten bzw. die Seniorenbetreuer.

Sie bieten die bisher fehlende aktive Betreuung und unterstützen die älteren Menschen in ihrem Alltag.

Seniorenbetreuer können in diesem Zusammenhang entweder bei bereits bestehenden Pflegediensten angestellt werden, oder aber sie machen sich mit ihrer angebotenen Dienstleistung selbstständig. In beiden Fällen leisten Seniorenbetreuer zum Beispiel Hilfe beim Einkaufen, gehen mit den Menschen zum Arzt und übernehmen Behördengänge und hauswirtschaftliche Tätigkeiten. Sie helfen den älteren Menschen somit, länger zu Hause wohnen zu können und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Als einer der wichtigen Bereiche bieten Seniorenbetreuer die emotionale Betreuung, die bisher weitestgehend, auch aus Zeit- und Geldmangel, vernachlässigt wurde. So hören sie den Menschen zu, versuchen gemeinsam mit ihnen, eventuelle Probleme zu lösen.

Ein Tag einer Seniorenassistentin

Das morgendliche Aufstehen, die Waschung und das Frühstück waren vorbei. Nun galt es, die Zeit der Senioren, die in völlig unterschiedlicher Verfassung waren, sinnvoll und angenehm auszufüllen. Saskia H. war von Beruf Seniorenassistentin und genau dies war ihre Aufgabe: die älteren Herrschaften zu unterhalten, mit ihnen geistige Fitness zu trainieren und ihnen menschliche Wärme zu vermitteln.

Walter M. war beispielsweise bereits seit 10 Jahren im Seniorenheim und hatte sein Leben lang immer die Zeitung gelesen. Doch nachlassende Geisteskraft und nachlassende Sehkraft machten es ihm mittlerweile unmöglich, die Nachrichten selbst zu lesen. Saskia H. griff nach Dienstbeginn um 8.30 Uhr nach dem Lokalteil der Zeitung und setzte sich zu Walter M. „Der Angelverein hat 1.000 neue Junglachse ausgesetzt“, lautete eine Meldung. Eine halbe Stunde las Saskia H. dem Bewohner des Seniorenzentrums vor, während um dessen Mundwinkel ein dankbares Lächeln spielte. „So, Herr M., jetzt muss ich leider weiter“, erklärte die Seniorenassistentin dem älteren Herrn, der zum Abschied ihre Hand fest drückte.

Sofie W., seit 8 Jahren im Seniorenheim, wiederum hatte in letzter Zeit geistig stark nachgelassen. Saskia H. wusste, dass man deren geistige Fitness trainieren sollte und lud die 84-Jährige zu einem Mensch-ärger-dich-nicht-Spiel ein. Die Seniorin blühte regelrecht auf, obwohl sie manchmal vergaß, dass sie erst eine 6 würfeln musste, um auf das Spielfeld zu gelangen. Behutsam wiederholte Saskia H. immer wieder die Spielregeln, wobei sie sich aber letzten Endes bei der Partie geschlagen geben musste. Die 84-Jährige Seniorin reckte den Arm zur Siegerfaust: „Ha, ich hatte mehr Glück.“ Auch sie drückte zum Abschied die Hand der Seniorenassistentin, die zur nächsten Mitbewohnerin ging.

Gabriele B. war gerne an der frischen Luft und freute sich über das Zwitschern der Vögel. Saskia H. wusste das und lud die 90-Jährige, die zwar im Rollstuhl saß, sich aber ansonsten erstaunlicher geistiger Frische erfreute, zu einem Spaziergang im Park, der unmittelbar an das Seniorenzentrum grenzte, ein. Vorsichtig fuhr sie die alte Dame durch das Gelände, legte immer wieder einen Stopp ein, wenn diese das wollte. Gabriele B. genoss die Zeit außerhalb ihres Zimmers oder des Gemeinschaftsraumes. Saskia H. unterhielt sich mit ihr. Früher war die Seniorin gemeinsam mit ihrem Mann auf die höchsten Gipfel geklettert. Die Seniorenassistentin lauschte den Ausführungen der 90-Jährigen und bekundete ihre Bewunderung. „Was, auf dem Mont Blanc waren Sie auch?“ Stolz schilderte die alte Dame ihre Erlebnisse bis es dann Zeit war wieder zurückzukehren.

Saskia H. kannte jeden einzelnen Bewohner des Hauses genau, wusste welche Vorlieben und welche Stärken und Schwächen jeder hatte. Das machte es ihr möglich, individuell auf jeden einzugehen und ihn zu fördern und – ein Stück weit – das Leben der Bewohner lebenswerter zu machen. Schwierig war dies mit den Demenzkranken, die häufig im fortgeschrittenen Stadium ihre eigenen Enkel nicht erkennen konnten. Mit diesen Bewohnern des Seniorenzentrums ging Saskia H. besonders behutsam um, hielt ihre Hand, führte nachmittags Gespräche, wenn es Kaffee und Kuchen gab, oder lauschte den Schilderungen von vergangenen Zeiten.

Von 8.30 bis 17 Uhr dauerte der Arbeitstag von Saskia H. Kurz nach 17 Uhr verabschiedete sich die Seniorenassistentin von ihren „Schützlingen“ und versprach vor allem den Demenzkranken stets aufs Neue, dass sie wiederkommen würde.